Sowohl physischer als auch psychischer Stress können nachhaltige Auswirkungen auf das körperliche und seelische Wohlbefinden des Menschen haben. Wir sprechen allgemein von Stress in Situationen, die von einem Individuum positiv (herausfordernd, neu und erfolgsversprechend: Eustress) oder auch negativ (mehrdeutig, unvorhersehbar und unkontrollierbar: Disstress), erlebt werden.
Bei Eustress zeigt sich überwiegend eine katecholaminerge Aktivierung, bei Disstress überwiegen eine Mobilisierung und Immunsuppression durch Cortisol.
Normalerweise kommt es durch die Interdependenzen zwischen dem autonomen Nervensystem und der Cortisolachse zu einer raschen Downregulation der Stressantwort.
Dauerbelastung kann jedoch zur Überaktivierung der HHNA und einer dauerhaften hormonalen Stresskonstellation führen. Menschen mit einer geringeren Selbstsicherheit und Tendenz zu Depressivität zeigen eine ausgeprägte, häufig permanente Aktivierung der Cortiolachse.
Dauerhaft hohe Stressniveaus sind signifikant mit verschiedenen Erkrankungen assoziiert.
Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen Stress und chronischen Schmerzzuständen wie der Fibromyalgie und atopischen Erkrankungen wie der Neurodermitis. Ebenso eng korrelieren verschiedene Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts (Colon iriitabile, Ulcus peptium, Colitis ulcerosa), des Herz-Kreislauf-Systems (Schlaganfall, Herzinfarkt) oder Störungen der Sexualfunktionen (Infertilität, erektile Dysfunktion, prämenstruelles Syndrom u.a.). Nach einer 1998 publizierten Studie korreliert die erhöhte Urinausscheidung von Cortisol und Katecholaminen mit einem vermehrten kardiovaskulären Erkrankungsrisiko und einem Abfall der kognitiven und körperlichen Leistungsfähigkeit⁵.
Eine enge Assoziation besteht zwischen dem Cortisolspiegel und dem Essverhalten. Ein stressbedingt dauerhaft erhöhter Cortisospiegel (Hypercortisolismus) bewirkt eine Steigerung der Nahrungsaufnahme und kann, zusammen mit der mineralokortikoiden Wasserrretention sowie einer abdominalen Fettverteilung, zu deutlicher Gewichtszunahme führen.